Seit neun Monaten arbeite ich online im Nakivale Flüchtlingslager in Uganda. Die Geflüchteten dort lernen die Drei Prinzipien – die Lehren von Sydney Banks – durch ein Projekt namens 3P in Afrika kennen.
Vor ein paar Wochen besuchte mein Freund Tayebwa Philips, der das 3P-Team für Alkoholsucht und mentale Gesundheit in Nakivale leitet, ein Dorf im Lager namens Kabazana. Er sprach mit den Menschen dort und sammelte ihre Geschichten.
Seit einiger Zeit bin ich Teil dieser Projekte und durfte selbst miterleben, welche tiefgreifende Wirkung die Drei Prinzipien auf das Leben der Geflüchteten haben. Trotzdem bin ich jedes Mal aufs Neue bewegt, wenn ich ihre Geschichten höre und erfahre, was sich für sie verändert hat.
Es ist sehr hoffnungsvoll zu sehen, dass Menschen, die so viel durch Krieg und Konflikt verloren haben – und die täglich ums Überleben kämpfen müssen – trotzdem oft sagen: „Ich lebe glücklich.“
In meinen Augen zeigen sie auf beeindruckende Weise, dass wir Menschen selbst unter den schwierigsten Umständen inneren Frieden finden können. Sie haben mir vieles gelehrt. Und ich wünsche mir, dass ihre Stimmen auch dein Herz erreichen.
Diese Geschichten begannen mit einer Frage, die unsere Kollegin Byamukama Sylivia gestellt hat:
Florida sprach als Erste. Ihre Worte waren klar, warm und zeigten auf eine Kraft, die größer ist als sie selbst. Sie sagte:
„Ich fühle mich stark und wache hoffnungsvoll auf, weil ich weiß: Gott ist immer bei mir.“
Dann kam ein junger Mann mit einem himmelblauen Hemd nach vorne:
„Ich habe gelernt, positiv zu bleiben. Ich beklage mich nicht mehr über das Leben. Wie werde ich morgen überleben? Was werde ich essen? Wo werde ich schlafen? Ich verstehe meine Gedanken, und ich verliere mich nicht mehr darin. Ich bin glücklich.“
Nambajé Obed sagte:
„Ich hatte acht Kinder, vier von ihnen wurden getötet. Das hat mich schwer krank gemacht. Durch die 3P-Lehren habe ich Heilung gefunden. Heute spüre ich wieder Hoffnung und Freude. Ich habe den Menschen vergeben, die meine Kinder getötet haben. Ich weiß jetzt, dass ich vergeben kann – was auch immer passiert.“
Joanne sprach danach:
„Ich war sehr traurig und oft wütend über mein Leben im Flüchtlingslager. Manchmal dachte ich, ich würde das nicht überleben. Doch durch die 3P-Lehren habe ich wieder zu Glück und innerer Ruhe gefunden. Jetzt lebe ich mit Hoffnung und weiß: Morgen wird ein guter Tag.“
Eine Frau mit tiefbrauner Haut, einem leuchtend orangenen Schal und einem gelben Kopftuch – wie Zitrusfrucht und Sonnenschein – erzählte:
„Die Rebellen drangen in unser Haus ein und töteten meine Eltern. Ich konnte mich leise verhalten und rechtzeitig zu unseren Nachbarn fliehen. Als ich mein Heimatland verließ und nach Nakivale kam, fühlte ich mich hoffnungslos. Die Erinnerungen ließen mir keine Ruhe – ich war innerlich voller Stress und Druck. Heute weiß ich: Ich bin nicht allein. Eine höhere Kraft begleitet mich.“
Rwasa Bernhard saß ruhig und breit gebaut da und sagte:
„Ich bin allein aus dem Kongo geflohen. Ich wusste nicht, was mit meiner Familie geschehen war – sie war im Durcheinander verloren gegangen. Als ich in Nakivale ankam, war ich voller Sorgen und hatte ständig Kopfschmerzen vor lauter Grübeln. Doch heute bin ich innerlich ruhig und zufrieden. Ich habe gelernt, loszulassen, zu vergeben und in der Gegenwart zu leben. Trotz aller Schwierigkeiten hier im Lager kann ich selbst entscheiden, wie ich fühle und handle. Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben, meine Nachbarn mit offenem Herzen zu sehen und Sinn in dem zu finden, was wir hier gemeinsam tun – dank dieser Lehren.”
Dann stand eine Mutter von acht Kindern auf und ging langsam nach vorne:
“Früher lebte ich ohne Freude. Ich konnte meinen Mitmenschen keine Liebe zeigen. Doch dann erkannte ich, dass Liebe für jeden Menschen möglich ist. Ich verstand, dass man Glück nicht kaufen kann – es ist etwas, das in uns selbst entsteht. Heute weiß ich: Ich kann innerlich im Frieden sein, egal, was im Lager um mich herum geschieht. Für die 3P-Lehren bin ich sehr dankbar. Das Leben in Nakivale ist schwierig, aber ich habe gelernt, besser damit umzugehen. Es gibt wenig zu essen, unsere Kinder gehen nicht zur Schule, und das Wasser ist knapp. Aber wir helfen einander. Wir teilen, was wir haben.”
Wenn ich die Stimmen aus Nakivale höre – von Menschen, denen Krieg alles genommen hat: ihre Familien, ihr Zuhause, ihr Leben wie es war –, dann frage ich mich immer wieder:
Nicht nur oberflächlich, sondern tief im Inneren. So tief, dass ein Vater sagen kann: „Ich habe den Menschen vergeben, die meine vier Kinder getötet haben“ – und es auch wirklich meint.
Es sind nicht die Umstände.
Es ist nicht die Zeit.
Es ist nicht einmal „Resilienz“, wie wir sie oft verstehen.
Es ist Einsicht.
Es ist das Erkennen von etwas Wahrem über das Leben.
Das zeigen die Drei Prinzipien. Sie sind keine Methode und brauchen keine Übung – sie beschreiben einfach, wie menschliches Erleben entsteht. Immer. Bei allen Menschen. Ob wir es wissen oder nicht.
Lass mich erklären, was ich meine.
Gedanken sind wie ein unsichtbarer Pinsel in deiner Hand – sie malen ständig, wie deine Welt aussieht und sich anfühlt.
Die meisten Menschen leben in diesem Bild und reagieren auf die Farben – Angst, Wut, Euphorie, Stolz. Wir versuchen, das Bild zu ändern. Aber wir vergessen: Wir halten den Pinsel.
In Nakivale dachten viele, ihre Traurigkeit und ihr Stress kämen direkt vom Trauma oder vom Lager – von den Erinnerungen, vom Hunger, vom Lärm. Und es fühlte sich auch genauso an.
Aber dann veränderte sich etwas. Sie erkannten – wenn auch nur für einen Moment –, dass das, was sie fühlten, nicht das Leben selbst war, sondern ihre Gedanken darüber.
Das war das eigentliche Bild – und sie selbst malten es.
In diesem Augenblick öffnete sich etwas in ihnen. Ein wenig Frieden kehrte ein – nicht, weil sich das Lager verändert hatte, sondern weil sie erkannten: Sie waren nicht im Bild gefangen. Sie waren die, die es selbst gemalt hatten.
Sie erkannten: Sie müssen nicht weiter mit Angst und Traurigkeit malen.
Sie können den Pinsel von der Liebe führen lassen.
Wenn Gedanken der Pinsel sind, dann ist das Bewusstsein das Licht, das das Bild sichtbar macht.
Es ist das Geschenk, mit dem du fühlst, spürst, erkennst – und jeden Moment lebendig erlebst.
Bewusstsein bringt deine innere Welt zum Leben. Es lässt Träume echt wirken. Es lässt dich bei einem Lied weinen oder beim Kinderlachen strahlen.
Aber es zeigt auch: Nur weil sich etwas echt anfühlt, heißt das nicht, dass es wahr ist.
Bewusstsein urteilt nicht. Es leuchtet einfach. Es macht einen Albtraum genauso strahlend wie einen Sonnenaufgang.
Wenn jemand im Lager sagt: „Früher dachte ich den ganzen Tag an meinen verlorenen Bruder. Jetzt weiß ich: Ich muss nicht jedem Gedanken folgen“, beschreibt er einen Wandel im Bewusstsein.
Ein Augenblick, in dem das Licht sich vom Schmerz abwendet – und etwas Schöneres in uns zum Leuchten bringt.
Geist ist das Geheimnisvollste der drei Prinzipien – und zugleich das Hoffnungsvollste.
Man kann sagen: Geist ist wie der Strom hinter dem Licht – die universelle Intelligenz, die allem Leben zugrunde liegt.
Sie lässt Jahreszeiten entstehen, Bäume wachsen, Wunden heilen und bringt frische, hilfreiche Gedanken – selbst mitten im Chaos.
Diese Intelligenz kannst du nicht kontrollieren, aber du bist Teil von ihr.
Die Menschen in Nakivale haben nicht versucht zu vergeben. Sie haben sich nicht gezwungen, Hoffnung zu empfinden. Diese Gefühle kamen ganz natürlich – wie junge Pflanzen, die durch trockene Erde brechen.
Das ist das Prinzip Geist: Eine tiefere Weisheit, die uns immer wieder zu Heilung, Frieden und Klarheit führt – ganz gleich, wo wir sind.
Es bedeutet:
Du bist nicht zerbrochen.
Dein innerer Frieden ist nicht verschwunden – er ist nur von stressigen Gedanken verdeckt.
Du bist verbunden mit etwas, das tiefer und liebevoller ist, als die Welt es dir je beigebracht hat.
Sogar in einem Flüchtlingslager erinnern sich Menschen daran.
Egal, wo du gerade bist – körperlich, emotional, spirituell – wisse:
Es gibt mehr für dich, als du glaubst.
Nicht durch Anstrengung.
Sondern durch Erkennen. Durch inneres Sehen.
Und wenn Menschen, die alles verloren haben, sich wieder ganz fühlen können – dann kannst du das auch.
Nicht irgendwann.
Vielleicht sogar jetzt.
Im nächsten Beitrag schauen wir uns an, wie dieses Verständnis im Alltag wirkt – wie Einsicht ganz ohne Mühe kommt und warum Frieden oft näher ist als dein nächster Gedanke.
Bis dahin: Danke fürs Lesen. Danke fürs Zuhören.
In dir ist etwas, dem du vertrauen kannst.
Darum geht es wirklich.
Herzlich,
Shailia
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