Müheloses Momentum erzeugen

Jan 31, 2020


Vorweg ...

Auf Englisch ist der Begriff „effortless momentum“ kraftvoll und klar. Die Übersetzung davon – „müheloses Momentum“ – findet in der deutschen Sprache jedoch kaum Gebrauch und es ist gar nicht so einfach die wahre Bedeutung rüberzubringen. Ich versuche es einmal.

Kennst du den Domino-Effekt, wenn der erste Stein nur leicht angestoßen wird und sich daraus eine natürliche Kettenreaktion entwickelt, bei der alle weiteren Dominosteine umgestoßen werden? Das ist müheloses Momentum.

Kennst du die Zeiten, in denen du einfach einen Lauf hast, und wo die Dinge scheinbar wie von selbst funktionieren? Das ist müheloses Momentum.

Darum geht es in diesem Artikel. Um die Kraft und den Flow des mühelosen Momentums ... in deinem Leben und in deinem Business. Aber wir fangen mit einem anderen Spiel als Domino an.

Here we go ...


Ich mag den Gedanken, dass ich smart und strategisch agieren kann. Bei taktischen Brett- und Kartenspielen dauert es jedoch nicht lange, bis der harte Realitätscheck mir das Gegenteil beweist. Ich verliere diese Art von Spielen nämlich ziemlich oft.

Obwohl … es gibt eine Ausnahme. Bei dem Kartenspiel „SOLO“, einer Variante von „UNO“, das ich vor einigen Jahren in einem Schweizer Spielzeugladen gefunden habe. „SOLO“ gewinne ich fast immer!

Im Gegensatz zu „UNO“ gibt es bei „SOLO“ zwei Besonderheiten: Eine Zusatzregel, die das Spieltempo gehörig ankurbelt, und zwei Zusatzkarten, die dazu führen können, dass du deine gesamten Karten in einem Moment verlierst.

Ich glaube, dass mein Spielerfolg bei „SOLO“ auf einem simplen Fakt beruht: Die Spielgeschwindigkeit ist so hoch, dass ich gar keine Zeit habe, um meinen nächsten Zug detailliert zu durchdenken. Außerdem weiß ich, dass ich all meine Karten in jedem Moment verlieren kann. Das führt dazu, dass ich mit vollem Risiko und ohne jegliche Anhaftung spiele.

(Wenn ich eine Tauschkarte in meinen Händen halte, dann necke ich meine Mitspieler oft mit den Worten: „Deine Karten sind nicht deine Freunde. Mach´dich darauf gefasst, sie zu verabschieden!“).


„SOLO“ spielen wirkt belebend und erfrischend auf mich. Je mehr das Spiel voranschreitet, umso mehr erlebe ich eine ganz natürliche Triebkraft in mir, man könnte auch sagen, „es flutscht“. Ich bin völlig präsent für meinen nächsten „move“, denn warum sollte ich ewig vorausdenken, wenn das Spiel sich sowieso sekündlich verändern kann?

Hast du dieses Phänomen auch schon einmal in deinem Leben oder in deinem Business beobachtet?

Ehrlich gesagt bin ich mir sicher, dass wir alle schon Zeiten erlebt haben, in denen wir voll und ganz auf unseren nächsten Schritt fokussiert waren. Frei von all dem Lärm und überflüssigen Gedanken, die uns von einem erfolgreichen Leben abhalten.

Lass´mich eine sehr persönliche Erfahrung mit dir teilen ...

Sie ist schon viele Jahre her, der Heilungsprozess hat stattgefunden und mit ihm kamen viele wertvolle Geschenke. So wie es eigentlich immer geschieht, nachdem wir große Lebensereignisse transformiert haben. Sei also bitte unbesorgt, mir geht es sehr gut. :-)

Im Juli 2004 erhielt ich einen Anruf von meiner Schwester. Sie meldete sich vom Krankenhaus unserer Heimatstadt, um mir mitzuteilen, dass meine Mutter einen plötzlichen Herzinfarkt erlitten hatte und im Koma lag.

Mit 52 Jahren war meine Mutter zwar noch relativ jung, aber ihre Gesundheit war in den letzten Jahren nicht gerade zum Besten bestellt gewesen, so dass ich überhaupt nicht einschätzen konnte, wie es weitergehen würde.

Das Einzige was ich wusste war, dass ich sie schnellstmöglich sehen wollte. So buchte ich einen Flug von München nach Atlanta, um von dort aus mit dem Mietwagen nach Tennessee weiterzufahren.

Als ich gemeinsam mit meinem Mann landete, war mein Gesicht vom vielen weinen völlig aufgedunsen, mein Körper erschöpft vom langen Flug und gleichzeitig voller Adrenalin. Mein einziger Fokus war jetzt: Was ist der nächste Schritt? Ich fühlte in mich und es erschien mir naheliegend, ein persönliches Gespräch mit den Ärzten meiner Mutter zu führen, um herauszufinden, wie ihr aktueller Zustand ist.

Ihre Ärzte haben mir erzählt, dass der Rettungsdienst leider zu spät angerufen wurde, sodass ihr Gehirn längere Zeit ohne Sauerstoffzufuhr auskommen musste. Sie wussten noch nicht, wie groß die Hirnschäden sein würden. Die nächsten 72 Stunden würden ausschlaggebend sein, da die Ärzte bestimmte Anzeichen beobachteten, die Aufschluss darüber gaben, ob sie sich erholen würde … oder nicht.

Also warteten wir. Der engste Familienkreis und noch ein paar Verwandte und Freunde. Wir alle warteten zusammen. Erstaunlicherweise verliefen die nächsten drei Tage ruhig und friedlich. Irgendwie fokussierte sich jeder von uns - so gut er eben konnte - auf den jeweils nächsten Schritt.

Und davon gab es einige ... Einer der nächsten Schritte war die Frage, ob ihre Pupillen sich beim anleuchten weiten würden. Ein weiterer Schritt war die Frage, ob ihr Gehirn-Scan irgendeine Aktivität anzeigen würde. Der wesentlichste Schritt war jedoch die Frage, ob wir lebensverlängernde Maßnahmen ergreifen wollten, falls es zu einem weiteren Herzstillstand kommen würde.

Die Antwort darauf war „nein“, da wir wussten, dass sie das nicht wollen würde. So vergingen vier ganze Tage ohne jegliches Anzeichen von Besserung. Meine Mutter Ginger Doan Kinnaird Stephens starb nach ihrem Herzinfarkt.

Und obwohl ihr Tod unfassbar traurig für mich war, so war er gleichzeitig auch ein Augenöffner, und ein Beispiel dafür, dass unser Leben „einfach passiert“.

Da passiert die schlimmste Sache, die ich mir jemals vorstellen konnte und gleichzeitig war ich unglaublich gut ausgerüstet, um damit klar zu kommen. Wir alle haben damals nur von Moment zu Moment und von Schritt zu Schritt gelebt. Und auch wenn es befremdlich oder seltsam klingen mag … es fühlte sich irgendwie leicht an. Fast so, wie ein müheloses Momentum.

Das Leben spielte sich vor unseren Augen ab und wir erledigten einfach den Schritt, der gerade dran war ...

Es entfaltete sich eine Reihe von offensichtlichen, nächsten Schritten. Zum Beispiel, Familienmitglieder und Freunde, die sich gegenseitig trösteten. Hände und Füße meiner Mutter, die massiert wurden. Kleine Momente, in denen wir aus dem Krankenhaus flüchteten. Sandwichs, die gegessen wurden. Ärzte und Krankenschwestern, die befragt wurden. Augenblicke, in denen wichtige Entscheidungen getroffen wurden.

Jeder einzelne dieser Schritte war so klar und erstaunlicherweise einfach.

Der Tod meiner Mutter war „im Spiel des Lebens“ ein sehr großes Ereignis. Und natürlich gab es danach einen langen Prozess der Trauer und des Schmerzes. Gleichzeitig kann sich bei einem solchen Schicksalsschlag eine ganz natürliche Fähigkeit von uns entfalten: Wir sehen und gehen den nächsten Schritt, obwohl wir uns in einer furchtbaren Situation befinden.

Im Spiel, das wir Business nennen, kommen die gleichen Fähigkeiten und Regeln zum Tragen. Das was ich bisher sehen konnte ist, dass sich ein müheloses Momentum in all unseren Lebensbereichen entfalten kann – wenn wir ihnen Zeit und Aufmerksamkeit widmen.

Vielleicht fragst du dich, warum das für dich als UnternehmerIn wichtig sein könnte?

Nun ja, die Kehrseite der Medaille ist ein entgegengesetzter Bereich, in dem wir alle von Haus aus fantastisch funktionieren: Wir verlieren uns in Gedankenschleifen und fühlen uns langsam aber sicher überwältigt und verwirrt durch unser ständiges Grübeln.

Meiner Erfahrung nach, befinden wir uns immer an einem dieser beiden Plätze. Mal mehr, mal weniger präsent ...

Entweder sind wir fokussiert und beschäftigen uns mit dem natürlichen Rhythmus des Lebens und unserem offensichtlichsten, nächsten Schritt. In diesem Bewusstseinszustand profitieren wir davon, dass sich das natürliche Momentum leicht und wie von selbst entfaltet.

(Wir als Familie hatten das große Glück in diesen Bewusstseinszustand zu rutschen, als meine Mutter starb. Es hätte auch anders kommen können.)

Oder wir fokussieren und beschäftigen uns gezielt mit unserer Gedankenenergie. In diesem Fall neigen wir dazu, Dinge sehr bewusst zu überdenken. Oft reden, planen und tun wir dann mehr als notwendig wäre, oder verwickeln uns in destruktiven Gefühlen wie zum Beispiel Schuld, Zweifel, Druck, Sorge und Panik.

Das Bild, das mir dazu einfällt, ist ein Segelboot, das durch den Wind in seinen Segeln ganz natürlich und easy breezy vorangetrieben wird (= dein müheloses Momentum). Im Kontrast dazu steht das nächste Bild, bei dem ich an ein Segelboot denke, dessen Segel festgezurrt sind und in dem ein Mensch sitzt, der sich mit Rudern abrackert (= unnötige Überanstrengung).

Zurück zu „SOLO“ …

Genau wie bei dem Kartenspiel ist es auch bei dem Spiel des Lebens und des Business. Wir kommen besser voran, wenn wir uns dem natürlichen Rhythmus des Spiels hingeben. Wenn wir mit unserem besten Wissen einfach die nächste Sache tun, ohne anzuhaften (z.B. an den Karten, die wir auf der Hand haben).

Das mühelose und natürliche Momentum ist ein universelles Geschenk, dass uns allen zur Verfügung steht.

Was siehst du, wenn du diesen Text liest? Ich bin gespannt, welche neuen und frischen Erkenntnisse aus dir herauskommen möchten.

CU sehr bald wieder online :-)

Dein virtueller Coach,
Shailia





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