Ich habe in den letzten Wochen mit einem meiner High-Performer mehrmals über das Thema „Entschleunigung“ gesprochen.
Wenn wir im Coaching darüber reden, merke ich, wie sehr er es will … wirklich will. Er sinkt in das Wort hinein, in das Gefühl, und sein ganzes Wesen entspannt sich für ein paar kostbare Sekunden.
Dann, ganz plötzlich, verändert sich seine Haltung. Sein Gesicht wird wieder ernst. Und ich höre ihn sagen: „Aber es gibt noch so viel zu tun bis zum Jahresende. Bei uns im Büro ist gerade alles kritisch. Es ist einfach zu viel.“
Zack, die innere Tür zur Entschleunigung fällt wieder zu … als wäre es zwar eine nette Idee für andere Menschen, aber für ihn und sein Team undenkbar.
Schau dir die Fakten an, Coach-Lady … dies, das und all das muss erledigt werden, und zwar schon gestern. So läuft das in diesem Business.
Ich schaue ihn an und spüre so viel Liebe und Mitgefühl für ihn … und für das, was er gerade denkt … völlig beschleunigt im Innern, mit einer Dringlichkeit, die aus jeder Pore steigt.
Aber das ist nur die Oberfläche. Also schaue ich tiefer. Dahin, wer er wirklich ist, und was eigentlich für ihn möglich ist.
Ich stelle mir eine Zukunft vor, in der wir über diesen Tag sprechen und lachen, erleichtert darüber, wie sehr sich alles verändert hat. Ich sehe ihn in Frieden, entschleunigt … klar, ruhig und kreativ.
Wie kann ich mir so sicher sein, dass wir dort ankommen?
Ganz einfach: Ich war selbst dort.
Ich weiß, wie es ist, einen rasenden Kopf zu haben … voller Druck und Eile, und zu glauben, dass alles Priorität hat und mein gesamtes Wohlbefinden davon abhängt, alles zu lösen und zu schaffen.
Über Jahre hinweg war es mein Lieblings-Denkmuster, im Kopf meine dringenden Aufgaben im „Alarmmodus“ durchzurennen.
Das Problem war, dass ich nicht einmal wusste, wohin ich eigentlich rannte. Einmal fragte mich jemand, und ich sagte tatsächlich:
„Keine Ahnung, vielleicht ins Grab.“
Heute kann ich darüber lachen. Damals war ich schockiert, dass mir das rausgerutscht war.
Aber es fühlte sich so real an, von Gedanken erschaffen und durch Bewusstsein lebendig gemacht.
Etwas in mir … eine laute, konstante Stimme … trieb mich wie eine Maschine an. Sie forderte ständige Produktivität, ohne Rücksicht auf meine Grenzen oder mein Wohlbefinden.
Wie ein innerer Tyrann arbeitete sie mit Angst, Vergleich und Schuld, um mich in Bewegung zu halten. Das Ergebnis war Stress und Überforderung.
Eines Tages sprach ich mit meiner eigenen Coachin darüber.
Sie wirkte so gechillt … und ich dachte, sie hätte diesen kleinen Schikanierer in ihrem Kopf nicht.
Ich wollte wissen, ob ich meinen loswerden könnte … ob es etwas gibt, das ich aktiv tun kann, um „langsamer zu werden“.
Sie wirkte völlig unbesorgt und war so klar darin, dass ich längst auf dem Weg aus diesem alten Muster war … als wäre es nur eine Frage der Zeit. Meine Aufgabe war einfach: Geduld.
Sie sah mich als gesund, ganz und absolut fähig zu einem ruhigen Geist. Ich konnte es richtig fühlen, während ich ihr all meinen Gedankenlärm vor die Füße kippte:
Schau dir die Fakten an, Coach-Lady … dies, das und all das muss erledigt werden, und zwar schon gestern. So läuft das in diesem Business.
Und während sie völlig unbeeindruckt blieb von all dem inneren Lärm, der ihr entgegenströmte, wachte in mir etwas Tieferes auf und legte einen Schalter um.
In genau diesem Moment, ohne dass ich es bewusst merkte, begann mein Geist, etwas ruhiger zu werden.
Und wie eine Kette fallender Dominosteine gab der Rest von mir dem langsameren Tempo nach … dem inneren Frieden.
Irgendwann konnte ich meinen inneren Antreiber nicht mehr ernst nehmen. Es war nur noch ein Gedankensturm, den ich ignorieren konnte. Ich war niemandes Sklavin mehr.
Ich war frei.
Ich war endlich frei, meinen Geist und mein Leben zur Ruhe kommen zu lassen … etwas, wonach ich mich so lange gesehnt hatte.
Damals war meine größte Angst, dass ich, wenn ich das Tempo herausnehme, zu einem Marshmallow auf der Couch werde, scharfe Cheetos esse und nur einmal pro Woche bade.
Ich dachte, ohne diesen inneren Antreiber würde ich finanziell untergehen oder meinen Ruf als erfolgreiche Coachin verlieren.
Nichts davon ist passiert.
Und selbst wenn – ich wäre tief in mir okay gewesen und hätte meine Lage gut meistern können.
Aber es stellte sich heraus: Die Nebenwirkung von innerem Frieden ist, dass du dein Leben aus KLARHEIT und WEISHEIT erschaffst … statt aus Angst und Dringlichkeit.
Es fühlt sich so viel besser an, entschleunigt unterwegs zu sein, als durchs Leben zu rasen. Und Menschen sind so viel lieber in meiner Nähe und arbeiten so gern mit mir.
Hier ist etwas, das ich vor zwanzig Jahren gern gewusst hätte: Im Kampfsport sagt man, die ruhigste Person im Raum ist die mächtigste.
Nicht, weil sie sich langsam bewegt. Nicht, weil sie keine Ambitionen hätte. Sondern weil ihre Klarheit sie Dinge sehen lässt, die andere übersehen.
Ein ruhiger Geist reagiert weniger und nimmt mehr wahr.
Er wählt bewusst, statt in Panik zu verfallen.
Er erschafft kraftvoll, statt nur zu reagieren.
Er führt, statt hinterherzurennen.
Das ist der Teil, den die meisten High-Achiever nicht kommen sehen.
Innere Ruhe macht dich nicht weich.
Sie macht dich wirksam.
Sie gibt dir Zugang zu der Weisheit, Kreativität und Erdung, die jahrelang vom inneren Druck übertönt wurde.
Wenn dein Geist ruhiger wird, bricht dein Leben nicht auseinander.
Es setzt sich zusammen.
Und aus diesem Zustand heraus … ruhig, zentriert, lebendig … wirst du zu einem Menschen, dem andere natürlich vertrauen, dem sie folgen, bei dem sie sich sicher fühlen.
Du wirst zu jemandem, der Chancen früher erkennt.
Zu jemandem, der mit weniger Kraftaufwand mehr bewegt.
Zu jemandem, dessen Präsenz den ganzen Raum verändert.
Langsamer zu werden bedeutet nicht das Ende deiner Leistungsfähigkeit.
Entschleunigung ist der Anfang einer ganz neuen Art von Stärke.
Bevor ich schließe, ein herzliches Dankeschön an Michaela Thiede für die Einladung zu ihrer wundervollen Blogparade „Kleiner Schritt – Große Wirkung“.
Dieser Text ist mein Beitrag dazu … ein kleiner Schritt vielleicht, aber einer, der mein eigenes Leben und das vieler meiner Klientinnen und Klienten tief verändert hat.
Danke, Michaela, dass du Raum für solche Gespräche öffnest.
Und danke dir, liebe Leserin, lieber Leser, dass du diesen kleinen Schritt heute mit mir gegangen bist.
Manchmal ist es wirklich nur ein winziger Moment der inneren Stille, der alles verändert.
Herzlich,
Shailia
P.S.
Hier erfährst du mehr über Michaelas Blogparade und kannst die anderen Beiträge entdecken:
https://www.michaela-thiede.de/blogparade-kleiner-schritt-grosse-wirkung/
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